Category Archives: Presse

Teamcoaching

Teamchoaching_bigWarum ist „Team-Coaching“ ein Buch, das Führungskräfte brauchen?
Weil Teamarbeit immer wichtiger wird. Weil komplexe Aufgaben und Herausforderungen nur von Teams zu bewältigen sind – nie von einzelnen. Das Buch erklärt, wie Führungskräfte Teams funktionell aufstellen und anleiten haben, so dass Ziele effektiv und effizient erreicht werden. Was alles zu berücksichtigen ist, wie verschiedene Fähigkeiten ineinandergreifen müssen und welche Rolle menschliche Faktoren. Das Buch vermittelt moderne und wirksame Konzepte von Management und Führung. Eine Anleitung, wie persönliche Interessen einzelner Teammitglieder zu berücksichtigen sind und doch jeder das Große und Ganze anstrebt.

Warum noch ein Buch über Team-Coaching? Es gibt doch schon so viele.
Ich stelle in dem Buch ein neues Konzept vor: Funktionelles Coaching. Das ist Coaching das zielorientiert ist und die wesentlichen Faktoren einschließt und aufeinander abstimmt, die notwendig sind, um optimale Resultate zu erreichen. Es ist ein für Management und Führung neues Konzept – entwickelt aus wissenschaftlichen Studien, Erfahrung und in Analogie zu Methoden des funktionellen Trainings, die heute Top-Teams im Sport angewendet werden.

Was bekommt der Leser geboten?
Fallbeispiele, aus Unternehmen und aus dem Sport, praktische Anleitungen, jahrelange Coaching-Erfahrung, fundiertes Wissen – strukturiert, klar, angenehm zu lesen, unterhaltsam.

Ist es auch ein Buch für Coaches?
Auf jeden Fall. Weil es die verschiedenen Anforderungen des Coachings durchdekliniert und erklärt:
• Was mit einzelnen Fähigkeiten zu erreichen ist, z.B. mit Kommunikation
• Was funktioniert und was nicht
• Was populär, aber trotzdem nicht zum Ziel führt – Testverfahren oder das Credo der emotionalen Intelligenz
• Was oft zu kurz kommt oder nicht berücksichtigt wird – Neuro-Psychologie und Gesundheits-Management
• Wie unter komplexen Anforderungen Kooperation stattfinden muss und wie Führung funktioniert
• Wo mehr rauszuholen ist, wenn verschiedene Fähigkeiten mit einander kombiniert werden, z.B. wenn man versteht, wie das menschliche Gehirn arbeiten, welche Rolle Emotionen spielen und wie sie das Denken und Handeln beeinflussen

Ein Buch mit breiter Perspektive, basierend auf breitem Wissen. Sie müssen wissen, wer im Team welche Funktion anzuleiten und zu coachen. Aufgaben werden immer komplexer und Geschäfts-Umfelder ändern sich immer schneller. Einzelne Manager können die damit verbundenen Herausforderungen allein nicht bewältigen. Das gelingt ihnen nur mit guten Teams. Dort muss jeder wissen, was von ihm erwartet wird, damit Ziele effektiv und effizient erreicht werden. Verlangt ist fachliches Wissen und Teamfähigkeit.

Charmant und skrupellos


Der Management-Professor und Autor des Buchs „Psychologie der Macht” erklärt, warum es Blender auf den Chefetagen so leicht haben.

Wirtschaftswoche-Middelhoff-Hoch
Herr Professor Schmitz‚ halten Sie Thomas Middelhoff für einen guten Manager?
Nein. Für Middelhoff waren die eigenen Interessen wichtiger als die des Unternehmens.

Wie konnte er dann so lange vorgeben, ein Star auf den Chefetagen zu sein?
Er hatte als Bertelsmann-Chef mit dem Verkauf der Anteile am Online-Dienst AOL Europe kurz vor dem Platzen der Dotcom-Blase einen großen Erfolg, davon zehrte er jahrelang. Middelhoff kann sich unheimlich gut verkaufen. Er ist selbst bewusst. hat ein großes Ego – so groß, dass es schon im Grenzbereich zum Narzissten liegt. Menschen mit narzisstischen Zügen kommen leichter nach oben, weil sie häufig sehr charmant, gleichzeitig aber auch skrupellos genug sind, um sich durchzusetzen.

An welchem Punkt, hätten alle merken müssen, dass Middelhoff ein Blender ist?
Spätestens als Arcandor schon nicht mehr zu retten war und Middelhoff trotzdem noch nach Optimismus verbreitete. Seine Botschaft lautete bis zum bitteren Ende: Es gint noch Hoffnung, ich schaffe das. Da hätte jedem klar sein müssen, dass dieser Mann den Bezug zur Realität verloren hat. Er hat nur noch die Informationen wahrgenommen, die ihn in seinem Handeln bestätigten. Schlechte Nachrichten sind an ihm abgeprallt.

Selbst auf der Anklagebank hat keine Fehler eingestanden. Woran liegt das?
Es geht ihm tun seine Entscheidungsgewalt. Er ist fest davon überzeugt, dass es sein Recht war, den Hubschrauber zu nehmen, um nicht im Stau stehen zu müssen. Etwas anderes lässt er sich auch von einem Gericht nicht sagen.
Selbstüberschätzung hängt immer auch mit der Entwertung anderer zusammen. Sein unverfrorneres Lächeln auf der Anklagebank war nicht gespielt, Middelhoff denkt immer noch, dass er der Größte ist.

Ist des eine natürliche Folge der Macht?
Macht hat immer Auswirkungen auf einen Menschen. Und oft fallen die negativ aus. Ein Beispiel: Viele reflektieren sich nicht mehr selbst und wählen danach auch ihr Umfeld aus: Sie umgeben sich nur noch mit Ja-Sagem, kritische Stimmen werden aus dem Weg geräumt.

Ein weiteres Beispiel?
Wenn für einen Manager nur die eigene Meinung zählt. wird es gefährlich. In unserer gloablisierten Welt kann nicht einer allein sämtliche Entscheidungen fällen.
Dazu sind die Abläufe in einem Unternehmen zu komplex. An einer solchen Alleinherrschaft ist auch Ex-Daimler-Vorstandschef Jürgen Schrempp gescheitert. Er hat viele Feldentscheidungen getroffen, weil er nicht auf andere hörte.

Welche Dax-Chefs lassen denn auch andere Meinungen zu?
Das lässt sich von außen schwer beurteilen. Aber Henkel-Vorstandschef Kasper Rorsted oder der Deutsche-Bank-Lenker Frank Appelt vermitteln eher das Gefühl, dass sie den Diskurs suchen. Die wissen, dass sie nicht alles wissen.

Burn out – die Krankheit des 21. Jahrhunderts

Krone_18Nein, es ist kein neues Leiden, sondern der schief gegangene Versuch der modernen Generation, die auf beinahe 24 Stunden Arbeitseinsatz setzt. Menschen versuchen sich für ihren Arbeitseinsatz fit zu halten: Erst erhöhen sie die tägliche Arbeitszeit, dann vermindern sie die Pausen, schließlich sind sie auch am Samstag tätig, verzichten auf ein Privatleben. Zusätzlich gehen sie laufen und ins Fitnesscenter, nehmen tagsüber Energydrinks und abends Beruhigungsmittel zu sich, um schlafen zu können. Dennoch kommt es immer häufiger zu depressiven Durchbrüchen, Angstzuständen und Panikattacken.
Selbst freie Tagehelfen nicht mehr. Die Arbeitsfähigkeit ist nicht aufrechtzuerhalten, weil die Leistung stets weniger und schlechter wird, obwohl sich Betroffene dafür immer mehr Zeit nehmen. Das hat es immer schon gegeben– nicht aber den dauerhaften „Zugriff“ auf den Einzelnen mittels e-mail, sms, Handy, also 24 Stunden-Erreichbarkeit und daraus resultierende Freizeitlosigkeit. Daher „erwischt“es immer mehr und schneller Menschen, lässt sie physisch und psychisch zusammenbrechen. Nicht schneller und dauerhafter arbeiten ist die Lösung. Pausen machen, privat leben, Freizeit erlauben und gestalten tragen zur Heilung bei! Verzweifeln Sie nicht, Sie können etwas ändern! Starten Sie einen Neuanfang und suchen Sie sich Unterstützung. Hilfe annehmen zu lernen heißt das Leben wieder entdecken und sich selbst erkennen. Sprechen Sie offen mit Ihrem Arzt darüber.

Unterstützung holen bei Angststörungen

drSchmitzFrage: Eine Freundin hat mir anvertraut, dass sie glaubt, an Angststörungen zu leiden. Wie kann ich sie unterstützen und was kann sie dagegen tun?

Univ.-Doz. Dr. Margot Schmitz, Facharzt für Psychiatrie und Neurologie, Wien:
Aktiv mit einer Freundin darüber zu sprechen ist bereits ein heilsamer Schritt. Man sollte sich klar werden, wovor man Angst hat, und dann Hilfe in Anspruch nehmen. Sei es eine Selbsthilfegruppe, ein Therapeut oder ein Ratgeberbuch.

Daran leidet Österreich

DaranLeidetOesterreich2

Am Vormarsch Schätzungen zufolge sind rund 1,2 Millionen Österreicher psychisch krank – bei steigender Tendenz und hoher Dunkelziffer.

Gabi leidet an Burnout, Christoph ist depressiv, Michael schläft kaum noch und die siebenjährige Hanna muss wohl Aufmerksamkeits-Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) haben – denn anders kann sich die Lehrerin die Konzentrationsschwäche der Kleinen schließlich nicht erklären. Psychische Erkrankungen sind am Vormarsch, Untersuchungen zufolge leidet rund jeder siebte Österreicher daran.
Nur eine Mode?

Genau wie in allen anderen Lebensbereichen, sind auch in der Medizin Trends zu beobachten. Krankheiten, die räumlich oder zeitlich begrenzt auftreten, werden oft abwertend und kritisch als „Modekrankheiten“ bezeichnet. Was im Mittelalter die Pest, während der Renaissance die Melancholie, in der Aufklärung die Syphilis und im frühen 20. Jahrhundert die Tuberkulose war, sind heute Burnout, Boreout und ADHS.

Gemeinsam haben diese Krankheiten, dass ihre Symptome unscharf definiert und schwer zu objektivieren sind. Diese Unschärfe ermöglicht es, eigene Symptome als mögliche Krankheiten zu interpretieren. Eine vermehrte mediale Präsenz bestimmter Krankheitsbilder schärft auch bei den Behandlern das Bewusstsein für deren Existenz, sie werden dadurch öfter diagnostiziert. Doch Vorsicht: Nur weil eine Erkrankung als „Modekrankheit“ bezeichnet wird, heißt das im Umkehrschluss aber noch nicht, dass der Leidensdruck der Betroffenen weniger ernst zu nehmen ist.

 
 

Teures Leid

Die Anzahl der Neuzugänge in die Invaliditätspension aufgrund psychischer Erkrankungen hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten fast verdreifacht, rund 120 Millionen Euro werden pro Jahr für Psychopharmaka ausgegeben. Die Weltgesundheitsorganisation WHO erwartet für das Jahr 2030 sogar, dass global gesehen Depressionen vor Herzkrankheiten, Demenz und Alkoholismus auf Platz eins der häufigsten gesundheitlichen Einschränkungen der Bevölkerung stehen werden. In Österreich leiden 900.000 Menschen an einer psychischen Erkrankung, 840.000 davon werden mit Tabletten behandelt. Rechnet man die geschätzte Dunkelziffer von rund einem Drittel ein, so dürften in Österreich etwa 1,2 Millionen Menschen psychisch krank sein. Neben der persönlichen Belastung für die Betroffenen ist das auch eine Nagelprobe für unser Gesundheitssystem. Psychische Erkrankungen verursachen in Österreich jährlich volkswirtschaftliche Kosten von rund sieben Milliarden Euro.

Ursachensuche

Ob die Zahl psychisch Erkrankter tatsächlich zunimmt, oder einfach die Hemmschwelle, wegen dieser Leiden einen Spezialisten aufzusuchen, sinkt, kann nicht mit hundertprozentiger Sicherheit gesagt werden. Fest steht allerdings, dass der Informationsstand über psychische Erkrankungen gestiegen ist. Viele Menschen sind daher sensibilisiert und reagieren schneller auf etwaige Symptome.
Nicht zu vernachlässigen ist auch die Zahl der Altersdepressionen. Analog zur steigenden Lebenserwartung nimmt auch die Zahl der Altersdepressiven zu.
Im Gegensatz zu physischen Erkrankungen gibt es für psychische Leiden selten standardisierte Therapien, das hängt auch mit der Tatsache zusammen, dass deren Ursachen vielfältig sind. Je nach Krankheitsbild muss der Behandler auch individuelle Behandlungsstrategien festlegen. Bei Depressionen besonders zielführend sind beispielsweise eine medikamentöse Therapie mit Antidepressiva, kombiniert mit einer langfristigen Psychotherapie. In vielen Fällen ist es wichtig auch das soziale Umfeld wie Arbeitsplatz, schulische Situation, Lebenspartner oder familiäres Umfeld in die Therapie mit einzubeziehen.

Text von Claudia Hilmbauer.

Dr. Margot Schmitz

Univ.-Doz. Dr. Margot Schmitz Fachärztin für Psychiatrie & Neurologie, Leiterin des Instituts für Psychosomatik

„Gelitten wurde schon immer“

Gibt es in Ihrer Praxis derzeit einen Trend zu beobachten? Mit welchem Verdacht kommen Patienten häufig zu Ihnen?
Schmitz: Viele Patienten kommen mit Selbstdiagnosen, vor allem Panikdiagnosen, Aufmerksamkeitsstörung und Demenzbefürchtungen sowie Burnout. Früher waren das eher Stress und Fatigue. Hat man einen Verdacht, ist es wichtig, dass man an den richtigen Experten gelangt. Es ist wie mit der Speisekarte im Restaurant: Der Vegetarier will auch nicht im Steakhaus landen. Wir sind ein Burnout-Center und haben uns darauf spezialisiert.

Woran liegt es, dass psychische Erkrankungen derart zunehmen?
Schmitz: Gelitten wurde schon immer. Aber die Arbeitsfähigkeit wird stärker gefordert. Einen Tag, an dem Sie nichts leisten können, können Sie sich als Arbeitnehmer nicht mehr leisten. Die Anforderungen an jeden sind härter, es gibt keine Schonposten mehr.

Kann man psychischen Erkrankungen irgendwie vorbeugen?
Schmitz: Ja, mit Genuss! Freude an der Arbeit, an Freunden, Pausen, gutes Essen, Sex, Neugier und Bewegung können enorm dazu beitragen!

Wie haben sich „Modeerkrankungen“ in den letzten Jahren entwickelt?
Schmitz: Was man früher „Managerkrankheit“ oder „Neurasthenie“ genannt hat, heißt jetzt Burnout oder Leistungsknick.

Wie sinnvoll sind Selbsttests in Zeitschriften oder im Internet?
Schmitz: Selbsttests sind Orientierung und Desorientierung zugleich. Ein kluger Kopf kann das richtig einordnen, ein Hypochonder oder Angsthase kann immer Krankheit und Angst bedienen. Jeder Test hat etwas Richtiges und Falsches zugleich, er kann Orientierung geben, dem Ergebnis sollte aber nur im Zusammenhang mit einer vernünftigen psychologischen und medizinischen Beurteilung Bedeutung zukommen.

 

„Auch psychischen Erkrankungen kann bis zu einem gewissen Grad vorgebeugt werden. Ein genussvolles Leben hilft!“

Kaste der Gaukler

Kaste-der-Gaukler

Ein bloß 29-jähriger Ex-Consultant rechnet mit McKinsey und Co brutal ab. Der Junge fährt schweres Geschütz auf, hat bei aller Wildheit aber stichhaltige Argumente.

Der Junge traut sich was. Frontal greift er eine Kaste an, die in der Wirtschaft, weltweit, herausragt als Macht – die großen Strategieberater-Unternehmen, angeführt von McKinsey, Boston Consulting, Bain, Roland Berger und einer Handvoll weiterer Global Player. Er deklariert sie als Bande von unsicheren, überambitionierten Leistungsfanatikern („insecure overachievers“), die nur geschickt das Imagepflegen, sie könnten jedem Unternehmen den Weg zu dauerhaftem Erfolg weisen. Tatsächlich, so Benedikt Herles, Autor des kürzlich erschienen Buches „Die kaputte Elite“ seien die McKinseys und Co., Illusionskünstler, die mit „scheinbar wissenschaftlichen Methoden“ ihren Kunden die Beherrschbarkeit einer komplizierten Welt „vorgaukeln“. In Wahrheit täuschten sie mit aufgeblasenem Berater-Vokabular, voluminösen Präsentationen und uniformen Standard-Konzepten eine Kompetenz vor, über die sie gar nicht verfügten.
Wer, wie Herles, so schweres Geschütz auffährt und es, im Alter von 29, laut krachen lassen will, begibt sich in Gefahr, als marktschreierischer Wichtigtuer abgestempelt und nicht ernstgenommen zu werden. Tatsächlich riskiert der Autor eine große Lippe. Er provoziert. Er übertreibt. Er generalisiert.
Aber dahinter stecken kernige Argumente. Herles kennt die Kaste von innen. Er gehörte selbst zu ihr, war Berater in einem der führen- den Unternehmen, das eine beeindruckende Kundenliste ausweist. Rekrutiert, nach VWL-Studium und Promotion, als „high potential“, mit der Prognose einer steilen Karriere. Jetzt ist er ausgestiegen und rechnet ab.
Mit professioneller Schwarzmalerei, so seine drastische Betrachtung, strebe die Beraterbranche nach Aufträgen. Sie konfrontiere potentielle Kunden mit Schreckensszenarien, erfinde wechselnde Krisen, beschreibe die Welt als gefährlich komplex und unüberschaubar. Eifernd warne sie vor falschen Analysen und fatalen Irrtümern. Um sich sodann als Retter zu präsentieren. Als diejenigen, die den Durchblick haben, wissen wo es lang geht, die aus ihrer Werkzeugkiste die „tools“ hervorholen, mit der jede Unternehmens-Maschinerie auf Erfolg eingestellt werden kann.
Doch so smart sind sie dann wohl doch nicht. „Am Ende erzählten wir dem Kunden, was er hören wollte – oder was ihn dazu bringen sollte, noch mehr Beratungsprojekte einzukaufen“, fasst Herles zusammen. Letztlich gehe es darum, die in der Akquise vorweggenommenen Empfehlungen zu bestätigen. So werde gewährleistet, dass der Kunde bekomme, was er erwarte – und woran er Gefallen finde. Die verkauften Konzepte seien weniger analytisch, weniger auf dem konkreten Fall bezogen, vielmehr generisch – hergestellt nach der Methode „copy-paste“.
Jongliert wird gerne mit Zahlen. Was Unternehmens-Berater als messbar darstellen, besitzt Überzeugungskraft, für sie selbst und für ihre Kunden. Gemeinsam pflegen sie den Mythos, was nicht zu messen sei, sei auch nicht zu managen. Tatsächlich gibt es viele Faktoren, die wirtschaftliche Prozesse beeinflussen, die nicht zu messen sind. Das gilt in besonderer Weise für menschliche Faktoren: Management-und Führungs-Fähigkeit, kommunikative Kompetenz, Engagement, Verantwortung, Vertrauen. Solche Faktoren vernachlässigt die Branche lieber. Als reichte es, Prozesse zu definieren und mit Kennzahlen zu versehen.
Um dem Kunden gegenüber überzeugender aufzutreten, erzählt Herles, führen Berater Zahlen in ihre Präsentation ein, „die eigentlich gar nicht verfügbar sind“. Sie kreieren „fudge factors“. Übersetzen lässt sich die Wortschöpfung mit „Schummel-Faktoren“. Sie „bezeichnet in der Branche die zusätzlichen Berechnungsgrößen und Variablen, die in Tabellen und Kalkulationen nachträglich eingefügt werden, damit unten das gewünschte Ergebnis steht“. Es ist schlicht fauler Zauber.

„Als Illusions- Künstler bedienen Berater in Zeiten dramatischen Wandels ein Bedürfnis.“

Doch auch als Illusions-Künstler bedienen sie ein Bedürfnis. Gerade in Zeiten dramatischen Wandels und unüberschaubarer Risiken. Sonst könnten sie sich nicht verkaufen. Sie geben Rückhalt. Schwierige und schmerzhafte Entscheidungen lassen sich für Manager leichter darstellen, wenn sie von renommierten Consultants kommen. Oft holt ein Management Berater, um zu rechtfertigen, was es eh vorhat. Führen die Maßnahmen nicht zu den versprochenen Resultaten, können die Manager sich selbst von jeder Schuld freisprechen. Sie haben daher selbst ein Interesse, die Beratungs-Institute als unanfechtbare Instanz darzustellen. So versorgen sie deren Bedürfnis nach Image-Politur.
Wichtiger als evidenzbezogene Kompetenz ist für Berater das Ansehen, mit dem sie hausieren gehen können. Sie treten auf als die Besserwisser. Als Garanten für Erfolg. Dafür investieren McKinsey und Gefolge großes Geld. In ihr Marketing und, geschickt, schon mit ihrem Sponsering von Elite-Universitäten wie zum Beispiel Harvard. Nicht verwunderlich, dass die Lehrenden dort ihren Förderern Preis und Lob spenden statt sie mit kritischen Bemerkung zu konfrontieren. Zur Marken-Bildung gehört der Mythos (nahezu) irrtumsfrei zu sein.
Gleichzeitig liefern die Unis den Beratern ihren Nachwuchs. Besonders begehrt sind in der Branche angeblich kreative Köpfe und Querdenker. Doch Herles beschreibt, wie er seine Vorstellung rasch korrigieren musste. Die Einführung ins Unternehmen erlebte wie einen Initiations-Ritus, er nennt es „in einer Art Management-Überlebenscamp“ – mit Fallstudien, Gruppenarbeit, Vorträgen, gemeinschaftlichen Aktivitäten zur Stärkung des Wir-Gefühls“.
Das Ganze als Indoktrinations-Marathon. Für Schlaf blieben vier Stunden am Tag. Nachdem ihm während einer nachmittäglichen Session einmal die Augen zugefallen waren, musste er sich vor der Trainingsleitung rechtfertigen. Schlapp machen, durfte nicht vorkommen.
„Das Training war Gehirnwäsche.“ So sein Fazit. Newcomer müssen die Beratungs-Philosophie verinnerlichen. „Einmal erfolgreich rekrutiert, ist Köpfchen nicht mehr gefragt. Junge Berater müssen Excel und Power-Point beherrschen, sonst nichts.“
So spitzt er zu. Nicht ohne Übertreibung. Doch was er sonst schreibt, bestätigen mir Berater, die ich coache immer wieder. Pausen kennen sie in ihrem Arbeitsalltag kaum. Eine Deadline jagt die nächste. Gefordert sind sie oft von in der Früh bis in die Nacht. Ihr Liebesleben ist schwer strapaziert. Viele wissen nicht, wie sie Karriere und Beziehung in befriedigender Balance halten sollen. Darüber klagen ihre Partner. Und bleiben chronisch unverstanden zurück. Ausdauernde Aufsteiger nähren fast ausschließlich ihr Bedürfnis nach beruflichem Erfolg, nach Status, Geld und Ansehen. Sonstige Bedürfnisse verkümmern, werden kaum noch gespürt. Mit Anfang 30 sind viele Blitzstarter ausgebrannt, werden bedürfnis – blind, stumpf – oder sie steigen aus.

„Der Verschleiß für Consultants nimmt ganz handfest zu. Immer öfter geraten sie in eine Karrieresackgasse.“

Der Wettbewerb in der Branche ist hart. Und er nimmt immer mehr zu, weil viele Unternehmen nicht mehr so unbekümmert viel Geld für Beratung ausgeben wollen wie früher. Die großen Companys können mit ihren internationalen Netzwerken und viel Insider-Wissen noch eher punkten als die kleineren Firmen. Doch auch sie spüren erheblichen Druck. Bedrängt werden sie von Wirtschaftsprüfern, die sich zu Marktführern im Berater-Business entwickeln.
Die Unterschiede in den Leistungen der einzelnen Groß-Unternehmen sind tatsächlich gering als die Betreiber selbst es darstellen. Mit immer neuen Angeboten und „wordings“ versuchen sie „Alleinstellungsmerkmale“ zu kreieren, oft ohne ihren wirklichen Nutzen überzeugend darzustellen zu können. Im Zweifelsfall behaupten sie alles zu können. „Kein Thema bleibt ausgespart“, monierte kürzlich sogar die FAZ, und beklagte „wolkige Strategieversprechen“. Die Berater, resümiert das Blatt, seien „in die Sinnkrise“ geraten.
Die Boom-Zeiten sind für die Berater-Branche vorbei. Viele Firmen müssen wegen erschwerter wirtschaftlicher Bedingungen ihre Berater-Budgets reduzieren. Für die Kaste gibt es weniger zu verteilen. Umso williger bedienen sie mit enormem Zeiteinsatz jeden Kundenwunsch, damit kein Konkurrent sich in ihr Geschäft drängt.
Der Verschleiß für Consultants nimmt zu. Ganz handfest. Körperlich und seelisch. Zusätzlich geraten sie immer öfter in eine Karriere-Sackgasse. Der Durchlauf im System funktioniert nicht mehr wie früher. Der Aufstieg ist blockiert. Da fragen sich immer mehr Jüngere, ob sie überhaupt im richtigen Job sind.
Zu Klage-Schrift von Herles ist zu resümieren: Der Autor schwingt gern den großen Hammer. Er übertreibt, generalisiert, mitunter fahrlässig, provoziert lieber als abzuwägen. Festzuhalten ist allerdings: Der Junge traut sich nicht nur was, er hat, bei aller Wildheit, stichhaltige Argumente. Die nicht vom Tisch zu wischen sind. Selbst wenn sie mit einer gewissen Gehässigkeit vorgetragen werden. Etwa wenn er aufzählt, wie viele namhafte Ex-Berater gescheitert sind, als sie selbst Management-Aufgaben übernahmen.